Aleksis Kivi und Jouni Inkala

Kivi, Sieben BrüderAleksis Kivi, Sieben Brüder

„Sie sind sieben Brüder, die da gemeinsam auf dem Hof von Jukola ihrer verstorbenen Eltern leben, ehe sie ihn verpachten und sich einen neuen bauen im Wald von Impiwaara. Jeder ein eigener Charakter, sind sie rauflustig, auch untereinander – selbst Weihnachten wird erst schön durch eine ordentliche Prügelei, aber wenn man nicht achtgibt, kann einem der ganze Hof dabei abbrennen. Säufer sind sie nur fallweise, aber sie sind tüchtige Jäger, und so mancher Bär, Otter oder Auerhahn bleibt auf ihrer Strecke. Was ihnen wirklich Kummer macht, ist die Pflicht, wenigstens den Katechismus lesen zu lernen. Aber sie wären nicht die Söhne von Jukola, wenn ihnen nicht am Ende auch das gelänge.

Heiterer ist wohl selten die Zivilisation in eine Bauern- und Jägerwelt eingezogen als in diesem ersten Roman in finnischer Sprache, und obwohl er seinerzeit als ‚Schandfleck‘ bezeichnet wurde, ist er inzwischen längst als Klassiker der finnischen Literatur anerkannt.
(Text: Jung und Jung)

Aleksis Kivi (Quelle: Wikipedia)
Aleksis Kivi (Quelle: Wikipedia)

Aleksis Kivi, eigentlich Aleksis Stenvall, wurde 1834 als Sohn eines Dorfschneiders im südfinnischen Nurmijärvi geboren. Er starb in der Silvesternacht 1872 in geistiger Umnachtung.
Von den einen als Naturbegabung gepriesen, wurde er von den anderen seines ’schlechten Finnisch‘ wegen verspottet und verdammt. Heute ist er zur nationalen Ikone schlechthin geworden, an deren Geburtstag am 10. Oktober ganz Finnland die Fahnen hisst.
(Text: Jung und Jung)

Der Presseabend der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Privatverlage, der gestern in der Österreichischen Botschaft Berlin stattfand, bot Gelegenheit, das schöne Buch in die Hand zu nehmen. Bemerkenswert auf den ersten Blick die zahlreichen Dialogpassagen.
Bücher haben ja immer dies dialogische Prinzip (ob sie Dialoge enthalten oder nicht), sie sprechen zu dem, der sie aufschlägt – sicher auch zu dem, der sie downloaded -, und reden wohl auch unter sich … wenn man Bertolt Brechts Diktum zu Gottfried Benn weiterspinnt, das ich bei Silke Scheuermann gelesen habe:
„er habe ‚Worte zusammengeführt, die sich sonst nie kennengelernt hätten’.”

Ein zweites aus Finnland:

Jouni Inkala, Der Gedankenstrich eines Augenblicks

Jouni Inkala zählt zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Lyrikern Skandinaviens. Er ist Gast bei Poesiefestivals in der ganzen Welt, seine Gedichte sind in zwanzig Sprachen übersetzt worden.

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Der Gedankenstrich eines Augenblicks versammelt – bis auf eine Ausnahme – Texte aus den Jahren 2002-2013.

Die Auswahl haben Autor und Übersetzer gemeinsam getroffen, in der Absicht, einen Eindruck von der Vielschichtigkeit dieses lyrischen Werks zu geben, in dem das einzelne Gedicht zum Kristallisationspunkt für elementare Erfahrungen wird. Kleine, alltägliche Anlässe lösen poetische Gedankengänge aus, die zu den großen existenziellen Fragen führen und zeigen, dass man der Unermesslichkeit des Daseins in den kleinsten Partikeln begegnen kann.

Mit melancholischer Gelassenheit, tiefem Verständnis für das Los des Menschen und einer eigenwilligen, assoziationsreichen Sprache schafft Inkala poetische Meditationen, deren Resonanzraum über kulturelle Grenzen hinweg und bis weit in die Geschichte hineinreicht.
(Text: Verlag Das Wunderhorn)


Bibliographische Angaben

Aleksis Kivi, Sieben Brüder. Eine Erzählung. Aus dem Finnischen übersetzt und mit einem Nachwort von Gisbert Jänicke. 438 Seiten, gebunden. 14,5 x 18,5 cm.
Jung und Jung, Salzburg 2014. 29,90 Euro (zum Preis von 19,99 Euro auch als E-Book erhältlich)

Jouni Inkala, Der Gedankenstrich eines Augenblicks. Gedichte. Aus dem Finnischen übersetzt von Stefan Moster. Herausgegeben von Joachim Sartorius, Hans Thill und Ernest Wichner. 80 Seiten, Paperback. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2014. 15,80 Euro (= Reihe P)