Jürgen Schütz gründet 2008 in Wien den Septime Verlag. Das erste Buch, eine Anthologie mit großen Namen wie Julio Cortázar oder Roberto Bolaño, erscheint 2009. Seither ist der Verlag für ein starkes internationales Programm bekannt, in dem pro Halbjahr mindestens auch ein Roman aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz erscheint. Besonderes Aufsehen erregt der Verlag seit 2012 mit der Werkausgabe von James Tiptree Jr. in TV, Radio und sehr vielen Printmedien.
2013 stand der Septime Verlag schon einmal auf der Hotlist mit Das Casting von Ryu Murakami.
Drei Fragen an den Verleger Jürgen Schütz
Warum haben Sie entschieden, den Roman Die Gehörlosen von Rodrigo Rey Rosa bei der Hotlist 2016 einzureichen? Was könnte ihn zum beispielhaftesten Buch aus unabhängigen deutschsprachigen Verlagen machen?
Der Roman steht stellvertretend für die Ungerechtigkeiten in lateinamerikanischen Staaten. Seine Konstruktion ist nicht alltäglich und macht ihn von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Das mehrmals diskutierte Ende wirft Fragen auf und lässt uns irritiert zurück, wie auch der Alltag Guatemalas von Irritation und Unwissenheit geprägt ist. Ein von einigen Rezensenten missverstandener, aber von den meisten als genial bezeichneter Kniff. Die Gehörlosen hat Elemente des Noir-Roman, ist straff erzählt und bei all seiner politischen Bedeutung unter der Oberfläche der Handlung ein echter Pageturner. Und dass vier Übersetzerinnen und Übersetzer unbedingt dieses Buch übersetzen wollten, ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei den Gehörlosen um ein ganz besonderes Buch handelt.

Was ist das Besondere an Ihrem Verlagsprogramm, an Ihrer Philosophie?
Der hohe Anteil an Übersetzungen aus fast allen Kontinenten: Japan, Korea, Chile, Argentinien, Mexiko, Guatemala, Kuba, den USA und Kanada aus Übersee sowie Schweden, Norwegen und Portugal aus Europa. Sämtliche Autorinnen und Autoren zählen zu den Fixsternen am Literaturhimmel in ihren Heimatländern. Die deutschsprachigen Autorinnen und Autoren bauen wir meist selbst auf und haben somit schon einige vielversprechende Debüts in unserem Programm präsentieren können.
Mit dem Kauf der Lizenz des japanischen Romans Schweigen, verfilmt von Martin Scorsese und ab März 2017 in den Kinos, ist uns ein weiterer großer Wurf gelungen.
Was bedeutet für Sie unabhängiges Verlegen? Darf es weitergehen wie bisher?
Unabhängig? Sind wir nicht wirklich – wir sind abhängig von Presse und Buchhandel und das mehr als die „Großen“, da uns das Budget fehlt, um unser gutes Programm laut raus zu schreien.
Allerdings: Es redet uns niemand drein, wir entscheiden unser Programm und die Ausstattung der Bücher und auch wann diese erscheinen.
Institutionen wie die Hotlist, eine neue Generation von Journalistinnen und Journalisten und weltoffene Buchhändlerinnen und Buchhändler helfen dabei, uns stärker zu machen. Die Marschrichtung stimmt.
Der Septime Verlag im Netz: Homepage I Facebook I Twitter

Wir danken Jürgen Schütz für Rede und Antwort und wünschen dem Verlag alles Gute!
(Senta Wagner)