Romane aus Frankreich (3) Emmanuel Carrère, Alles ist wahr

Carrère, Alles ist wahrGerade wird in Frankreich
Le Royaume, das aktuelle, die Anfänge des Christentums erzählende, Buch von Emmanuel Carrère gefeiert („Das Evangelium nach Carrère”, titelte ein Magazin), dem laut Guardian „wichtigsten französischen Schriftsteller, von dem Sie noch nie gehört haben”.

Dies lässt sich freilich hierzulande, dank des fortgesetzten übersetzerischen und verlegerischen Engagements – nicht selbstverständlich, deswegen sei es ausdrücklich gelobt – von Claudia Hamm einerseits, Andreas Rötzer andererseits, nicht (mehr) behaupten.

Bei uns neu ist nebenstehend abgebildetes Buch, Alles ist wahr. / mr

„Dieses Buch, in dem ‚alles wahr’ ist, handelt von Leben und Tod, Krankheit, extremer Armut, Gerechtigkeit, vor allem aber von Liebe.
Es erreicht das, wonach Literatur sucht: Es erschafft Realität neu.

Alles ist wahr: 2004 wurde Emmanuel Carrère Zeuge der Tsunami-Katastrophe. In den Trümmern des Desasters lernte er ein junges Paar kennen, dessen Tochter von der Welle fortgerissen wurde. Carrère kümmert sich um die verwaisten Eltern – und beginnt ihre Geschichte zu schreiben.

Zurück in Paris, umlagert das Unglück weiter Carrères Leben: Seine Schwägerin stirbt und lässt drei Kinder zurück. In der Trauer blitzen Erinnerungen auf, fließen Erzählungen von Freunden und Verwandten zusammen, die Hoffnung und Stärkung verheißen.

Carrère graphischCarrère gibt den großen und kleinen Katastrophen ein Gesicht und zeichnet das Schicksal anonymer Helden nach, dabei ist sein Schreiben immer präzise und ergreifend, ohne rührselig zu werden. Voller Menschlichkeit führt er verschiedene Ereignisse zusammen und gibt ihnen Bedeutung und Tiefe.”
(Text: Matthes & Seitz Berlin)

„Ich bin dankbar und überrascht, Alles ist wahr ist ein Buch über die Beschaffenheit und den Nachklang von Verlust, wie man unter unvorstellbarer Trauer weiterleben soll. Es hat mir die feinen Nuancen und Konturen von Erfahrungen und Ideen nähergebracht, über die ich zuvor nie nachgedacht habe.”
Sally Singer, The New York Times

Emmanuel Carrère, Alles ist wahr. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Hamm. 248 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Matthes & Seitz Berlin, 2014. 19,90 Euro

Das E-Book kostet 16,99 Euro und ist bei Ihrer Buchhandlung oder beim Verlag erhältlich.

Carrère DavosDavos – Im Disneyland der Großen

Interessant scheint auch Carrères, gemeinsam mit seiner Frau Hélène Devynck verfasstes, Buch Davos – Im Disneyland der Großen zu sein, das – zum Preis von 2,99 Euro – ebenfalls via Buchhandlung und Verlag sowie bei minimore zu bekommen ist (nur als E-Book).

Im Schweizer Dorf Davos versammelt sich alljährlich die Führungselite der Welt, um ungestört über den Lauf der Dinge zu entscheiden. Im Januar 2012 waren Emmanuel Carrère und Hélène Devynck vor Ort, um herauszufinden, wie die Mächtigen dieser Welt sich verhalten, wenn sie unter sich sind. Im ‚Disneyland der Großen’ erscheint die Welt ganz klein – und der Kuchen, von dem jeder ein Stück haben will, lässt sich in beliebig viele Stücke teilen.”
(Text: Matthes & Seitz Berlin)

Emmanuel Carrère/Hélène Devynck, Davos – Im Disneyland der Großen. Reportage. Aus dem Französischen von Claudia Hamm. 50 Seiten (561 KB). Matthes & Seitz Berlin, 2013. 2,99 Euro

Zum Schluss noch, für wer’s verpasst hat, dieses romanhafte Buch, dessen apartes Cover das Motiv einer Zitrone mit dem einer Handgranate verbindet …

Carrère, LimonowLimonow

„Eduard Limonow, spätestens seit der Gründung der Nationalbolschewistischen Partei eine der umstrittensten und widersprüchlichsten Figuren Russlands, lebt sein abenteuerliches Leben mit einer schwindelerregenden Intensität.

Er verbrachte seine Jugend als Kleinkrimineller und dann als gefeierter Underground-Dichter in Charkow und Moskau, lebte als hungerleidender und partyfeiernder bisexueller Dandy-Autor in New York und Paris, kämpfte als Freiwilliger in den Balkankriegen auf Seiten der Serben, schloss sich mit seiner Partei Kasparow und der Bewegung Neues Russland an und saß im Gefängnis.

Eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2012 wurde ihm verweigert, inzwischen agiert er als einer der führenden Köpfe der demokratischen Opposition. Seine politische Haltung oszilliert zwischen extrem rechts und extrem links – immer in Opposition zum Establishment und immer auch als ästhetische Geste einer Gegenkultur.

Carrère erzählt in dieser alle Genres sprengenden Romanbiografie, die den Leser von der ersten Seite an in gefesselte Aufmerksamkeit versetzt, die schillernde Geschichte Eduard Limonows, rekonstruiert ein Leben, das ihn fasziniert aber auch abstößt – und skizziert wie nebenbei seine eigene Annäherung an das heutige Russland.

(Text: Matthes & Seitz Berlin)

In diesem Filmbeitrag für Arte stellt Carrère sein Buch selbst vor.

Limonow ist eine faszinierende Mischung von Roman und Biographie und nebenbei eines der klügsten nicht-wissenschaftlichen Bücher über Russland, das hierzulande seit langer Zeit veröffentlicht wurde. Dass es außerdem höchst unterhaltsam ist, versteht sich angesicht des pikaresken Lebens, das Eduard Limonow bis heute führt, beinahe von selbst.”
Uli Hufen, Deutschlandradio (Büchermarkt), 18. Oktober 2012

Emmanuel Carrère, Limonow. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Hamm. 414 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Matthes & Seitz Berlin, 2012. 24,90 Euro (das E-Book kostet 19,99 Euro)

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