Carlo Emilio Gadda / Bonaventura Tecchi, Die Baracke der Dichter

Gadda1
































„Im Jahre 1918 begegneten sich nördlich von Hannover, im berüchtigten ‚Celle Lager Scheuen’, drei internierte italienische Offiziere: der Dramatiker Ugo Betti, der Schriftsteller Carlo Emilio Gadda und der Germanist Bonaventura Tecchi. Ihr leidenschaftliches Interesse für Literatur und der daraus entstehende Austausch half den drei Schicksalsgenossen, die Entbehrungen der Gefangenschaft zu überstehen.

Fast 100 Jahre später liegen Gaddas Gefangenentagebuch und Tecchis Prosaporträts ‚Baracca 15c’ nun erstmals auf Deutsch vor und dokumentieren eindrücklich und bewegend die Zeit dieser Lagerhaft, die ihre Biografien entscheidend geprägt hat.”
(Text: zu Klampen Verlag)

„Das Celle-Lager war nach allgemeinem Bekunden eines der härtesten unter den deutschen und österreichischen Gefangenenlagern, die im Ersten Weltkrieg den italienischen Offizieren vorbehalten waren.”
Bonaventura Tecchi

„Die vorsätzlichen deutschen Repressalien sind sehr hart …: Man zittert im feuchten Wind, während die Deutschen gemütlich plaudern und ihre Späße machen. – Es herrscht eine absolute, strenge Grußpflicht gegenüber den deutschen Offizieren; sie zu vernachlässigen brächte die Zuwiderhandelnden ins Gefängnis.”
Carlo Emilio Gadda

Gadda2

An einen brüderlichen Freund

„Die Briefe, die Gadda zwischen 1920 und 1963 an den ‚brüderlichen Freund’ Bonaventura Tecchi richtet, den er in deutscher Kriegsgefangenschaft kennengelernt hat, bezeugen die Leidensgeschichte des Ingenieurs Gadda, der unter seinem Brotberuf leidet und als Dichter hartnäckig und zäh um ‚Zutritt zum Parnaß’ kämpft.”
(Text: Suhrkamp Verlag)

In gleicher Ausstattung:

Die Liebe zur Mechanik (s. Bibliographische Angaben)

Wagenbach hatte einige Bücher Gaddas im Programm, die leider zum Teil vergriffen sind – Restexemplare sind u. U. noch über den Verlag zu bekommen:
Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana, Die Wunder Italiens

Weiterhin lieferbar sind diese zwei Bände:

gadda3Adalgisa

„Mit der Adalgisa hat Carlo Emilio Gadda eine der prachtvollsten Frauengestalten des Mailands der dreißiger Jahre ans Licht geholt.

Mailand um 1930: Adalgisa sitzt mit ihrer jüngeren und schöneren Schwägerin auf einer Parkbank und erzählt ihr Leben, mit viel Tränen, mit großem Stolz und ebenso großen Zornesausbrüchen. Sie ist Witwe und hat zwei halbwüchsige Jungen. Einst war sie ein Star, eine Opernsängerin und eine schöne junge Frau.

Aufgewachsen ist Adalgisa als Waisenkind in der Lombardei, mit einer guten Stimme und der Hoffnung auf eine künstlerische Karriere, die sich auch erfüllt. In Mailand scharte sie unzählige Verehrer um sich (darunter den Autor) und hatte dennoch ihr heftigstes Verlangen in den Erwerb eines rechtmäßigen Gatten gesetzt: Sie heiratete den ‚seligen Cesare’ und damit ‚hinauf’ in den Mailänder Adel, für den die Adalgisa freilich lebenslang eine ‚Mésalliance’ blieb.”
(Text: Verlag Klaus Wagenbach)

Tip des Hotlistblogs: Eine Mailänder Makronentorte backen, Kaffee, Madeira und Cantuccini bereithalten, vielleicht Zigarren, und dann Adalgisa lesen oder, wer es auftreiben kann, Cupido im Hause Brocchi.

Ein Buch noch, im Original 1963 erschienen, auf Deutsch erstmals 1966 (bei Piper):

gadda5Die Erkenntnis des Schmerzes

„Gonzalo lebt mit seiner Mutter in einem halbfeudalen Landhaus.
Er hat es auf ihren Besitz abgesehen, und als sie tot aufgefunden wird, gerät der Sohn in Verdacht.
Der Roman, mit dem Gadda berühmt geworden ist [besser: der seinen Ruhm vermehrt hat, denn berühmt geworden war er ’schon‘ – im Alter von 60 Jahren – 1957 mit dem Roman Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana], spielt in Maradagàl, einem fiktiven Land in Südamerika, das aus dem Krieg mit Parapagàl hervorging. Regiert wird es von einer autoritären Wach- und Schließgesellschaft.
Wir befinden uns also mitten im faschistischen Italien, von dem Gadda zwar ein ironisch verbrämtes, dafür aber umso schärferes Gesellschaftsbild zeichnet.”
(Text: Verlag Klaus Wagenbach)

Gadda starb 1973 in Rom. Sein Grab liegt auf dem Cimitero Acattolico. / mr

Bibliographische Hinweise

Carlo Emilio Gadda / Bonaventura Tecchi, Die Baracke der Dichter. Italienische Kriegsgefangene im Celle-Lager 1918. Herausgegeben von Oskar Ansull. Aus dem Italienischen von Ragni Maria Gschwendt und Ulrike Stopfel. 264 Seiten, gebunden, Fadenheftung. 20,5 x 12,5 cm. zu Klampen Verlag, Springe 2014. 24,00 Euro – erscheint am 6. September

Carlo Emilio Gadda, An einen brüderlichen Freund. Briefe an Bonaventura Tecchi. Herausgegeben von Marcello Carlino. Aus dem Italienischen von Wolfgang Boerner. 170 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Suhrkamp Verlag, Berlin 1991. 9,80 Euro (= Bibliothek Suhrkamp Bd. 1061)

Carlo Emilio Gadda, Die Liebe zur Mechanik. Roman. Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. 184 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Suhrkamp Verlag, Berlin 1993. 11,80 Euro(= Bibliothek Suhrkamp Bd. 1096)

Carlo Emilio Gadda, Adalgisa. Erzählungen. Aus dem Italienischen von Toni Kienlechner. 96 Seiten, Rotes Leinen, Fadenheftung. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1989. 13,90 Euro (= SALTO)

Carlo Emilio Gadda, Die Erkenntnis des Schmerzes. Roman. Aus dem Italienischen von Toni Kienlechner. Mit einem Nachwort von Hans Magnus Enzensbeger. 324 Seiten, broschiert. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2000. 11,50 Euro (= WAT Nr. 371)