Blaise Cendrars, Ich tötete – ich blutete

Cendrars, Ich töteteErzählungen aus dem Grossen Krieg

Bücher zum Ersten Weltkrieg, den die Franzosen „La Grande Guerre“ nennen, werden uns wohl das ganze Jahr über begleiten. Der Lenos Verlag in Basel steuert eine Publikation im Rahmen seiner Blaise Cendrars-Werkausgabe bei; sie wird im März erscheinen.

„Am 3. August 1914 erklärt das Deutsche Reich Frankreich den Krieg. Nicht nur Franzosen begeistern sich für die Mobilmachung, auch Ausländer wie der 26-jährige Schweizer Frédéric Louis Sauser wollen ihre Wahlheimat verteidigen. Einen Aufruf zur freiwilligen Musterung unterzeichnet er mit seinem Pseudonym: Blaise Cendrars. Ein Jahr später kehrt er schwerverletzt von der Front zurück. Der Krieg hat nicht nur an seinem Körper Spuren hinterlassen, auch sein Schreiben wird nie mehr sein wie zuvor.
Stefan Zweifel hat eine Auswahl von Prosatexten zusammengestellt, in denen Cendrars seine Kriegserfahrungen reflektiertIch tötete, 1918 in einer von Fernand Léger illustrierten schmalen Broschüre erschienen, ist das grausame Geständnis eines legalen Mordes, der Aufschrei eines Soldaten, der im Zweikampf um sein nacktes Überleben kämpfen musste. Zwanzig Jahre später erschien das bewegte, pathetische Gegenstück dazu, die Kurzgeschichte Ich blutete: Der frisch armamputierte Cendrars liegt im Lazarett, Schmerzen, Fieber und Erinnerungen an das Schlachtgetümmel umnebeln ihn, der Todesengel naht. Doch da geschieht ein Wunder. Ich tötete – ich blutete: Cendrars war im Grossen Krieg Täter und Opfer, er kannte beide Seiten.“
(Text: Lenos Verlag)

  • Blaise Cendrars, Ich tötete – ich blutete. Erzählungen aus dem Grossen Krieg. Herausgegeben und übersetzt von Stefan Zweifel. ca. 150 Seiten, gebunden. Lenos Verlag, Basel 2014. ca. 19,90 Euro

erscheint im März 2014

Grass, TreffenEin anderer Krieg, der Dreißigjährige Krieg 1618-1648, bildet den geschichtlichen Hintergrund von Günter Grass‚ famoser Erzählung Das Treffen in Telgte, an die hier im Vorbeigehen erinnert sei. Grass beschreibt ein fiktives Dichtertreffen im Jahr 1647 und hat dabei, gemäß der von ihm ausgerufenen „Vergegenkunft“, auch das erste Treffen der Gruppe 47 im Sinn. Hans Werner Richter, ihrem Gründer, ist das Werk zum 70. Geburtstag gewidmet. In der Ausgabe, in der ich die 1979 zum ersten Mal erschienene Erzählung las, wurde sie erstaunlicherweise der Nachkriegsliteratur zugerechnet, wo ich doch dachte, diese Epoche sei mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 beendet gewesen. Wie auch immer, ein gutes Buch, das Lust macht, mehr von Grass zu lesen und sich auch seinen barocken Schriftstellerkollegen zuzuwenden, denen er ein lebendiges Denkmal setzt. Wiewohl kein Schlüsselroman, ist das Porträt des Widmungsträgers in der Gestalt des Simon Dach nicht zu verkennen. / mr

  • Günter Grass, Das Treffen in Telgte. Erzählung. 176 Seiten, Leinen. Steidl Verlag, Göttingen 2003. 13,00 Euro