Luftschacht Verlag

30 Bücher stehen in diesem Jahr wieder bei der Jury und einer Internetabstimmung zur Wahl und können auf die Hotlist 2023 gelangen. In Kooperation mit Literaturblogs, die zum Glück ein großes Herz für die unabhängigen Verlage haben, stellt unser Magazin alle Kandidatenbücher vor.

Und hier gibt es jetzt den Beitrag von @nikolettakiss21 zum Buch aus dem

Luftschacht Verlag
Jesse Ball: Zensus

Vielen Dank, @nikolettakiss21!

2023 erschienen und aus dem Amerikanischen von Alexander Lippmann. Das Original mit dem Titel „Census“ erschien 2018 bei Harper Collins.

„Zensus“ ist der achte und wohl der persönlichste Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Jesse Ball (1978). Der Roman ist seinem älteren Bruder Abram gewidmet, der mit Down-Syndrom lebte und im Alter von 24 Jahren nach langer Krankheit verstarb. Im Vorwort erzählt Ball, dass er ein Buch darüber schreiben wollte, wie es ist, einen Menschen mit Down-Syndrom zu lieben und mit ihm zusammenzuleben. Es sei nämlich ganz anders, als man erwarten würde. Schon als Kind fühlte sich Ball auf väterliche Weise verantwortlich für seinen Bruder. So entstand zwei Jahrzehnte nach Abrams Tod dieser Roman. In dessen Zentrum stehen ein Vater und sein Sohn mit Down-Syndrom. Und tatsächlich, es kommt alles ganz anders, als man erwarten würde.

Ein Witwer erfährt, dass er bald sterben muss, und begibt sich zusammen mit seinem jungen Sohn auf seine letzte Reise. Eine Art traumartiger Roadtrip beginnt durch namenlose US-Städte, in denen Begegnungen mit Menschen, ängstlichen und hoffnungsvollen, grausamen und einsamen, Menschen mit längst erloschener Freude die Erinnerungen von Vater und Sohn an ihr eigenes Leben wachrufen und philosophischen Betrachtungen Raum geben. Nicht aber planlos reist der ehemalige Chirurg, ein gebildeter, reflektierter Mann, sondern als Volkszähler eines surrealen amerikanischen Zensusbüros, in dessen Auftrag er die Bürger in ihrem Heim persönlich interviewt und sie anschließend als Markierung an der Rippe tätowiert.

Das skurrile Setting sorgt für das Gefühl, ein Unheil schwebe über Vater und Sohn, demgegenüber spürt man jedoch einen starken Bund zwischen den beiden, eine unsentimentale Zärtlichkeit, die sie unantastbar zu machen scheint. Nichts kann passieren, nur das Leben.

Und hier geht es zur Wahl für die Hotlistpreise, an der ihr noch bis zum 27. August für dieses Buch stimmen könnt:

Wahllokal

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