Albino Verlag

30 Kandidaten stehen in diesem Jahr wieder bei der Jury und einer Internetabstimmung zur Wahl und können auf die Hotlist 2023 gelangen. In Kooperation mit Literaturblogs, die zum Glück ein großes Herz für unabhängige Verlage haben, stellt unser Magazin alle Kandidatenbücher vor.

Diesmal Daniel Schmelhaus von @diek_aiserin über:

Albino Verlag

David Santos Donaldson: Grönland

Kipling Starling hat ein Problem. Der Autor muss in drei Wochen einen Roman schreiben. Er MUSS. Jahrelang hat er versucht sein Manuskript, ein Roman über die Liaison zwischen E. M. Forster und Mohammed El Adl, in einem Verlag unterzubringen. Kip steht so kurz davor, endlich von der Literaturindustrie wahrgenommen zu werden. Dazu muss NUR das Manuskript, statt aus der Sicht von Forster, aus der Sicht von El Adl umgeschrieben werden. Er greift zu der drastischen Maßnahme, sich für drei Wochen in einem Keller in Brooklyn zu verbarrikadieren.

David Santos Donaldsons Debüt ist ein hochkomplexes Werk. Gelungen wird die Balance zwischen fast kitschigem Liebesroman, drastisch geschilderten hoch traumatischen Rassismuserfahrungen, expliziter Gewalt und dem
Ausloten von Klassizismus gehalten. (An dieser Stelle noch mal deutlich, der Roman reproduziert rassistische Sprache und sexualisierte Gewalt.)

Man ist innerhalb kürzester Zeit vom Protagonisten eingenommen, seiner Suche nach einer eigenen literarischen Stimme, dem sehr menschlichen Verlangen wahrgenommen zu werden und simpel die Suche nach dem Selbst. Darüber hinaus hoch spirituell, Grenzen zwischen Zeit und Raum brechend.

Diese ganzen Themen in einen unterhaltsamen, rasanten und radikalen Roman zu flechten, bewundernswert.

James Baldwin auf Speed.

Vielen Dank, @diek_aiserin!

Und hier geht’s zur Wahl:

Wahllokal

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