Kirstin Breitenfellner: Versuche, die Zeichen lesen

Vor wenigen Tagen ist Kirstin Breitenfellners neuer und dritter Gedichtband Gemütsstörungen. Sonette in der delikaten, inzwischen ansehnlichen Lyrik-Reihe des Innsbrucker Limbus Verlags erschienen. Seit 2016 widmet man sich dort unter der Herausgeberschaft von Erwin Uhrmann der Inventarisierung zeitgenössischer Lyrik in aller erdenklichen formalen und inhaltlichen Tiefe und Breite. Pro Saison erscheinen etwa zwei, drei Gedichtbände (mit exakt 96 Seiten).

Eigentlich hätte Breitenfellners Band bereits früher im Herbst erscheinen sollen, musste aber „coronabedingt“ nach hinten verschoben werden. Was Zeiten von Pandemie und Lockdown noch mit sich gebracht haben, versucht Kirstin Breitenfellner auf ihren Foto-Spaziergängen in Wien zu ergründen./sw

Versuche, die Zeichen zu lesen

Der Mensch zeichnet sich nicht nur durch den Willen aus, Zeichen zu setzen, sondern auch durch die Fähigkeit, Zeichen zu lesen. In jeder Wolke, in jedem Farbfleck vermögen wir Dinge zu erkennen, und Assoziationen können die entferntesten und gegensätzlichsten Gegenstände und Phänomene miteinander verbinden.

In Zeiten der Krise, wenn Botschaften Angst erzeugen und Widersprüche transportieren, wenn die Kommunikation feindlicher wird und viele verstummen, steigt das Bedürfnis, Zeichen zu entziffern.

Man sucht Antworten und glaubt sie außerhalb von sich selbst zu finden, dabei hat man sich die Zeichen selbst zusammengelesen, in Gehweite von der eigenen Wohnung, die man nur noch zu stark eingegrenzten Zwecken verlassen darf. Zum Beispiel für Spaziergänge, auf denen man plötzlich, en passant, Spuren von Gedichten findet.

Kirstin Breitenfellner wurde 1966 in Wien geboren, wuchs in Kufstein/Tirol und ab 1972 in Bensheim an der Bergstraße, Deutschland, auf und studierte Germanistik, Philosophie und Russisch an den Universitäten Heidelberg und Wien. Sie lebt und arbeitet seit 1989 in Wien als Autorin von Romanen, Gedichten, Kinderbüchern und Sachbüchern sowie als Journalistin (Falter, Ö1) und Yogalehrerin. Zuletzt erschienen: reger reigen. Gedichte (Passagen Verlag, 2017), Bevor die Welt unterging. Roman und Das Geheimnis der Schnee-Eule. Kinderroman (beide Picus Verlag, 2017).

  • Kirstin Breitenfellner: Gemütsstörungen. Sonette. Innsbruck: Limbus Verlag 2020. 96 Seiten. 15 Euro.
  • Auf der Facebook-Seite der Autorin finden sich weitere „Zeichen“.

Großer Dank an Kirstin Breitenfellner für Text und Fotos!

(Senta Wagner)

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