Heute die fortgesetzten Hinweise auf neue Bücher aus dem Verlag Wagenbach.
George Tabori, Autodafé und Exodus
„Nach Autodafé, dem ersten Teil der Lebenserinnerungen (2002), erscheint aus dem Nachlass der zweite Teil mit Taboris abenteuerlichen Kriegsirrfahrten durch Europa und den Nahen Osten.
Der große alte Tragik-Komiker George Tabori erzählt die Geschichte des jungen Györgi Tabori alias George Turner:
Der erste Teil, Autodafé, beginnt wie jede ordentliche Familiengeschichte mit der Geburt des Erzählers an einem Sonntag im Mai. Nach und nach tritt die gesamte jüdische Familie auf, die freundliche, stille Mutter, der skeptische, als Journalist arbeitende Vater, der ältere Bruder Paul, der das neue Baby erst mal in die Donau schmeißen will und sich später als Genie im Umgang mit Dichtung und Unwahrheit herausstellt, die in Osteuropa verstreuten Tanten und Onkel, die nicht auf die Warnungen des Vaters hören wollen.
Györgi wird zu einer Hotellehre nach Berlin geschickt. Dort lernt er nicht nur mit Tellern zu jonglieren, sondern macht auch Bekanntschaft mit reizenden Damen – und den immer unverschämter platzgreifenden Nazis.
Im zweiten Teil, Exodus, der erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht wird und auf Deutsch geschrieben ist, begleiten wir George auf seinem endgültigen Auszug aus der Heimat:
Nach einer meist sonnigen Zeit in London und einer kurzen, umso gefährlicheren Rückkehr nach Budapest mitsamt Duells verschlägt es den Journalisten auf abenteuerlichen Wegen nach Sofia, Istanbul und schließlich nach Jerusalem.“
(Text: Verlag Klaus Wagenbach)
„Jeder, der lesen kann und dieses Büchlein [Autodafé] nicht liest, aus dem man das Leben als ein tragisches und komisches Welttheater sehen lernen kann, ist selbst schuld.“
Eberhard Rathgeb, Frankfurter Allgemeine Zeitung
- George Tabori, Autodafé und Exodus. Erinnerungen. Zum Teil aus dem Englischen (USA) von Ursula Grützmacher-Tabori. 160 Seiten, gebunden mit Schildchen und Prägung. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2014. 19,90 Euro – erscheint im März
Tania Blixen, Die Straßen um Pisa
„Die Übernachtung in einem Gasthof nahe Pisa wird für einen jungen Grafen zu einem kleinen Abenteuer: Allmählich wird ihm klar, wie viele der hier Versammelten Komödie spielen und in diverse Eklats verwickelt sind.
Graf Augustus Schimmelmann, ein junger dänischer Edelmann mit schwermütiger Veranlagung, schreibt an einem schönen Maiabend des Jahres 1823 in einer Osteria nahe Pisa einen Brief an einen Freund, nachdem er seine eifersüchtige Ehefrau verlassen musste. Durch den Unfall einer Kutsche, bei dem er zu Hilfe eilt, wird er in seinen Gedanken unterbrochen. Es entfaltet sich um ihn herum ein Verwirrspiel zwischen annullierten Ehen, gescheiterten Duellen und kunstvollem Marionettentheater. Junge Männer entpuppen sich als geflohene Damen und hinter einem Talisman versteckt sich ein Geheimnis …
Diese Erzählung, von Tania Blixen in schwierigen Jahren in Kenia konzipiert, versammelt alle ihre Themen und erzählerischen Tricks. Hoch modern werden alte Ordnungen, vor allem die männlichen, schwungvoll hinweggefegt. Nicht nur die Figuren, auch die Leser werden ein ums andere Mal in die Irre geführt.
Am Ende aber schließt sich der Reigen und es findet zusammen, was zusammen gehört, während der Graf endlich Pisa erreicht, um sich dort erst einmal ausgiebig zu amüsieren.“
(Text: Verlag Klaus Wagenbach)
- Tania Blixen, Die Straßen um Pisa. Erzählung. Aus dem Englischen von Martin Lang. Mit einem Nachwort von Jürg Glauser. 84 Seiten, rotes Leinen, Fadenheftung. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2014. 13,90 Euro – erscheint im März