Otto Müller Verlag

30 Kandidaten stehen in diesem Jahr wieder bei der Jury und einer Internetabstimmung zur Wahl und können auf die Hotlist 2023 gelangen. In Kooperation mit Literaturblogs, die zum Glück ein großes Herz für unabhängige Verlage haben, stellt unser Magazin alle Kandidatenbücher vor.

Diesmal @ankeschmeier über:

Otto Müller Verlag

Karin Peschka: Dschomba

„Dschomba“ von Karin Peschka ist auf den ersten Blick eine Art Heimatroman, eine Kleinstadtgeschichte, eine Milieustudie aus Österreich.
Auf den zweiten Blick öffnet sich jedoch die Perspektive vom Persönlichen auf das Politisch-Historische und das auf wirklich beeindruckende Art und Weise, indem zwei Zeitebenen und zwei Protagonist*innen klug miteinander verbunden werden.
Im November 1954 herrscht Aufregung im kleinen Eferding, als ein halbnackter Mann tanzend und singend auf dem Friedhof zwischen den Gräbern auftaucht. Wer ist der Fremde? Was will er?
Nach und nach erfahren wir den Grund des Auftauchens von Dragan Džomba, blicken tief in seine Seele, begleiten die Entwicklung der Freundschaft zum Dechanten Genzl und dem Kleinhäusler Silvester.
Auf der zweiten Erzählebene betrachten wir die Welt der 1970er Jahre aus der Sicht der 10-jährigen Wirtstochter, die genauestens die Vorgänge um sich herum beobachtet, fasziniert ist vom Herrn Dschomba, der obwohl seit über 20 Jahren im Ort, immer noch der Fremde ist. Durch ihren naiv-kindlichen Blick, die Fragen, die sie sich stellt, entsteht eine Tiefe des Einblicks in das Kleinstadtmilieu, in das, was sich zwischen den Menschen abspielt, was verschwiegen wird und auch was es mit dem Serbenfriedhof und dem Lager auf sich hat, das verschwunden ist.
Peschka wechselt die Perspektiven gekonnt, erzählt einzelne Szenen, die sich nach und nach zusammenfügen, auch und gerade weil sie nicht alles auserzählt.
Das macht das Lesen gerade am Anfang nicht leicht, es ist anspruchsvoll, da die Unvollständigkeit der Sätze und Szenen zunächst irritiert. Aber es passt so hervorragend zum Erzählten und die Figuren, Erzählsplitter, Erinnerungen fügen sich zusammen und haben wirklich arg begeistert.

Ein wahrhaft würdiger Kandidat für die #hotlist2023, den ich Euch für die Wahl zur #hotlist sehr ans Herz legen möchte.

Vielen Dank, @ankeschmeier!

Und hier geht’s zur Wahl:

Wahllokal

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